Es vergingen wieder Tage. Ich war mal gestresst mal entspannt, aber immer wieder dachte ich an die Katze und hoffte insgeheim auf ein Wiedersehen. Sie bleib aber weg. Na, dann mach ich das eben alleine, dachte ich mir trotzig. Wirst schon sehen, dass ich das auch selbst schaffen kann.
Was
hatten wir denn da noch außer „Bitte lasst mir mein Problem, sonst
hab ich nichts, was mein Leben füllt.“, was war da noch? Wobei
nein, stopp, da ist noch was. Das hört sich ja nach einem
Hilfeschrei an. Ich habe sonst nichts! Aber das stimmt ja nicht. Ich
habe noch so viel in meinem Leben. Ich muss die Aufmerksamkeit auf
andere Sachen lenken. Ja, so fühlt es sich gut an. Dann brauch ich
das Problem auch nicht.
Warum
habe ich Angst davor, dass mich Männer attraktiv finden? Warum
glaube ich, dass alle Männer mich verletzen wollen? Aus Erfahrung.
Aber ist Erfahrung nicht erlebtes Denken? Ich denke: Alle Männer
sind Schweine und ziehe mir eben nur solche an. Das klingt logisch.
Warum also wurde ich als Erwachsene verletzt? Weil ich als Kind diese
Erfahrung schon gemacht habe. Dieser eine Junge ist ja nur ein
Beispiel von vielen.
Und da
hört meine Logik auf. Warum hab ich denn diese Jungs angezogen, die
mir weh taten, mich verhöhnten oder mein Vertrauen missbrauchten?
Reisen, sauste es durch meinen Kopf. Die Worte der Katze kamen mir in
den Sinn. Die Seele reist. Von wo und wohin? Na, von einem Körper
zum anderen, diese Antwort kam wie von allein. Hm, glaube ich nun an
Wiedergeburt? Ja, scheint wohl so zu sein. Die Seele hat also etwas
erlebt und versucht mir zu zeigen, guck mal, das muss noch
aufgearbeitet werden.
Aber
wie? Wie gehe ich damit um?
-
Vergebung, - hörte ich auf einmal.
- Oh,
ich bin so froh, dass du da bist! Meine süße Katze, mein Helfer in
der Not.
-
Vergebung, - wiederholte die Katze.
- Was
meinst du damit? - fragte ich.
-
Vergib den Menschen, die dir Leid angetan haben. Du hast sie selbst
angezogen, du hast sie mehr oder weniger gezwungen, dich so zu
behandeln. Und dann vergibst du auch noch dir selbst. Dass du diese
Erfahrung machen wolltest und sie auch gemacht hast. Du wolltest dich
auch mal dreckig und nutzlos und minderwertig fühlen. Bedanke dich
bei den anderen, dass sie mitgewirkt haben.
In mir
baute sich ein riesiger Widerstand gegen diese Aussage auf. Wie kann
man nur so etwas sagen? Wie kann man einem Vergewaltigungsopfer z. B.
nahe bringen, dass es sich so gewünscht hat? Ich höre da wohl nicht
recht! Dann aber glätteten sich die Wogen wieder und ich erinnerte
mich, wie ich auch letztes Mal nicht wahrhaben wollte, dass ich eine
Seele habe.
- Darf
ich kurz berichtigen? Du bist eine Seele und hast einen Körper. Du
bist eine Seele, die eine menschliche Erfahrung macht.
- Das
fühlt sich merkwürdig an, was du da sagst.
- Na
klar, weil du mit dem Verstand hörst und nicht mit dem Herz.
- Aber
weißt du was, wenn ich annehme, wirklich nur für eine kurze Zeit
zulasse, dass das was du sagst, wahr ist. Dann sehe ich da einen
Zusammenhang. Der zweite Punkt lässt sich auf das Selbe zurück
führen, wie der erste. Das Ego hat Angst Macht über mich zu
verlieren.
-
Schlaues Mädchen, - und ich sah eine Katze zum ersten Mal grinsen.
- Du,
da hab ich noch als dritten Punkt: Ich möchte eigentlich nichts
verändern. Ich will nicht auf etwas verzichten um mein Idealgewicht
halten zu können.
- Nun ja, da hast du eigentlich auch Recht damit. Man sollte nie etwas erzwingen. Je mehr du etwas willst, desto mehr Widerstand wird sich da aufbauen. Lass los, lass den Wunsch frei. Wenn die Zeit reif ist, wird es mit Leichtigkeit funktionieren. Derzeit brauchst du das Essen nicht nur weil dein Körper Energie in Form von Kalorien brauchst. Du brauchst Essen als Seelentröster. Es ist eine wunderbare Möglichkeit deine Emotionen in den Griff zu bekommen. Wenn du traurig bist, dann isst du Schokolade und deine Stimmung hellt sich auf. Oder du bist wütend und glaubst, dass du das nicht darfst, dann isst du um deine Wut zu unterdrücken. Dann gibt es ja noch Fälle, wenn du etwas aufschieben möchtest und dann isst um es heraus zu zögern. Oder du isst einfach, weil nichts anderes gerade da ist. Oder weil andere gerade essen. Es gibt so viele Fälle in denen du isst, obwohl du keinen echten Hunger hast. Und wie sollst du da nun wissen, ob du auf ein Nahrungsmittel verzichtest oder das Gefühl hast auf mehr zu verzichten.
- Nun ja, da hast du eigentlich auch Recht damit. Man sollte nie etwas erzwingen. Je mehr du etwas willst, desto mehr Widerstand wird sich da aufbauen. Lass los, lass den Wunsch frei. Wenn die Zeit reif ist, wird es mit Leichtigkeit funktionieren. Derzeit brauchst du das Essen nicht nur weil dein Körper Energie in Form von Kalorien brauchst. Du brauchst Essen als Seelentröster. Es ist eine wunderbare Möglichkeit deine Emotionen in den Griff zu bekommen. Wenn du traurig bist, dann isst du Schokolade und deine Stimmung hellt sich auf. Oder du bist wütend und glaubst, dass du das nicht darfst, dann isst du um deine Wut zu unterdrücken. Dann gibt es ja noch Fälle, wenn du etwas aufschieben möchtest und dann isst um es heraus zu zögern. Oder du isst einfach, weil nichts anderes gerade da ist. Oder weil andere gerade essen. Es gibt so viele Fälle in denen du isst, obwohl du keinen echten Hunger hast. Und wie sollst du da nun wissen, ob du auf ein Nahrungsmittel verzichtest oder das Gefühl hast auf mehr zu verzichten.
Ich
kapiere gerade überhaupt nicht, wovon diese Katze da gerade spricht.
Ja, diese ganzen Fälle, die sie aufgezählt hat, die kenne ich auch.
Aber wie hängt es damit zusammen, dass ich dann nicht auf Buchweizen
verzichten möchte?
- Ganz
einfach, meine Liebe. Überlege mal, womit du Buchweizen z. B.
verbindest. Warum magst du den Geschmack so sehr?
- Es
ist so nussig, so lecker einfach.
- Na
gut, versuchen wir es von der anderen Seite. In welchen Situationen
hast du Buchweizen gegessen und dabei was Schönes erlebt?
Gute
Frage, kann ich aber überhaupt nicht beantworten. Buchweizen mit
Milch und Zucker. Das war der Ausdruck von Liebe, den mir meine
Mutter entgegen gebracht hat. Im Prinzip war aber jegliches Essen für
sie die perfekte Möglichkeit uns ihre Liebe zu zeigen.
-
Welches Ereignis kommt dir als erstes in den Sinn? - hackte die Katze
weiter nach.
- Ich
bin ungefähr zehn, vielleicht auch jünger, es ist Sommer, wir
kommen vom Baden nach Hause, es kommt ein Gewitter auf, mich friert
es leicht. Ich komme rein ins warme Zuhause, habe nach dem vielen
Plantschen im Wasser einen Mordshunger. Und auf dem Tisch steht ein
warmer Brei. Ich esse ihn und mir ist mollig warm. Draußen donnert
es furchtbar, aber ich bin beschützt...
-
Beschützt also, hm, das klingt höchst interessant. Geborgenheit?
Sicherheit?
- Ja! Genau das ist es!
- Ja! Genau das ist es!
- Und
kann es sein, dass dir das gerade im Leben fehlt? Ein sicherer Ort?
Das Gefühl, dass du gehalten wirst?
Mir
fiel die Kinnlade runter. Wie kann die Katze das bloß wissen? Woher?
Ja, mir fehlte es in letzter Zeit immer wieder. Das Gefühl, das
jemand mir den Rücken stärkt, mich unterstützt, ich fühlte keinen
Rückhalt mehr von meinem Mann. Er versank in seinen Problemen,
seinem Schmerz. Dabei wäre ich so gerne mal einfach schwach und
klein, hätte mich so gerne in seine Arme geworfen, hätte gerne bei
ihm Zuflucht gefunden. Tränen rollten mir die Wangen runter. Und
doch wusste ich in dem Moment, ich bin nicht allein.
- Komm
doch morgen in den Park. Da gibt es drei Kirschbäume, die im Dreieck
stehen, dazwischen steht eine Bank. Lass uns dort morgen weiter
reden.
-
Gerne! Wie gut habe ich es, dass ich freiberuflich bin. Wie machen
das eigentlich die Menschen, die viel arbeiten?
- Gar
nicht. Sie sterben und haben sich nicht begriffen. Sie leben das, was
ihnen die Gesellschaft vorschreibt, sie hetzen und rennen und
schaffen doch nicht alles. Da hat der Verstand einfach noch die
Oberhand.
- Und
ich?
- Und
du wirst immer bewusster. Bis morgen!
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