Sonntag, 19. April 2015

Kapitel 10: Eine neue Liste


Ich habe mir das Kapitel durch gelesen und war erstaunt: ich bin meinem Ziel sehr nah. Was ich damals wollte, habe ich heute zu gefüllten 80 Prozent hingekriegt. Wow, das macht mich echt stolz.

Am nächsten Tag war ich zwar noch etwas wackelig auf den Beinen, aber die Migräne war weg. Ich konnte mich wieder bewegen und war in meiner Freiheit nicht eingeschränkt. Packen wir es an.

Warum sollte ich mein Problem mit der Ernährung lösen?
1. Das ist ein schlechtes Beispiel für die Kinder.
2. Ich fühle mich nach Freßanfällen furchtbar.
3. In Liebe zu leben heißt, auf seinen Körper zu hören.
4. Ich möchte alles essen können.
5. Es schadet meinem Körper (Speiseröhre, Magen, Darm)
6. Ich fühle mich manchmal süchtig nach Süßem. Würde es gerne los werden, hätte so einen gesünderen Körper.
7. Ich wäre gerne ausgeglichener.
8. Ich möchte bewundert werden. Wow, sie hat es geschafft.
9. Ich hätte ein Erfolgserlebnis. Wenn ich das in den Griff bekomme, dann werde ich alles schaffen.
10. Ich hätte mehr Freude im Leben.
11. Ich hätte ein Gefühl, dass alles in Ordnung ist. Das beruhigt.
So, das war es glaub ich. Noch mal durch lesen. Welche Punkte sind von mir? Und welche nicht? Die Punkte 1 und 8 kommen eindeutig von außen. Punkt 9 ist irgendwie pervers. Kann ich denn sonst nirgendwo ein Erfolgserlebnis haben? Und Punkt 10 klingt irgendwie zu verschwommen.
Es sollte doch eine Motivationsliste werden. Hm, motiviert mich aber nicht wirklich. Wie wäre es damit?
Wie werde ich verstehen, dass ich es geschafft habe?
  1. Kein gewolltes Erbrechen mehr.
  2. Ich kann richtig deuten, was mein Körper gerade braucht. Habe aber auch ein Recht auf einen Fehler.
  3. Ich habe ein normales Verhältnis zum Essen. Ich brauche Nahrung um meinen Körper mit Nährstoffen zu versorgen. Ich esse also, wenn ich hungrig bin und nicht weil ich emotional geladen bin.
  4. Ich kann aufhören zu essen, wenn ich satt bin.
  5. Ich bin nicht mehr süchtig nach Zucker. Ich kann etwas Süßes essen, aber ich habe kein Bedürfnis es ständig zu tun. Ich habe keine Schuldgefühle, wenn ich Süßes esse.
  6. Eine Gewichtszunahme verursacht bei mir keine Panik. Ich frage mich warum das so ist und versuche die Ursachen zu klären. Ich vertraue meinem Körper.
  7. Ich esse nicht zwischen den Mahlzeiten, ein Leben ohne Snacks. Aus Liebe zu sich und nicht weil es verboten ist.

Motiviert mich das? Naja, immer noch nicht das Wahre gefunden. Was kann ich noch tun? Ich könnte die Frage umkehren.
Warum sollte ich meine Essstörung nicht beheben? Welchen Nutzen habe ich davon?
  1. Wenn ich es nicht nicht behebe, dann habe ich immer ein Problem parat. Ich habe etwas, was mich beschäftigt.
  2. Die Lösung des Problems gibt mir Halt im Leben. Ich habe einen Existenz-Sinn.
  3. Es ist einfach zu bequem. Ich esse, was ich will und kann los lassen. Durch das Erbrechen kann ich die Kontrolle jederzeit wieder zurück gewinnen.
  4. Ich habe einen universellen Therapeuten. Essen beruhigt, Essen gibt Trost, Essen heitert mich auf, wenn ich traurig bin. Es schafft die Langeweile ab. Ich kann mich vergessen, wenn ich esse. Ein immer funktionierendes Allheilmittel mit einigen Nebenwirkungen.
  5. Ich brauche nichts zu verändern. Ich habe ein wenig Angst vor Veränderungen. Es wird anders, aber wird es auch besser? Denn wenn ich nicht zu viel esse, dann werde ich ja womöglich abnehmen. Da steckt wieder etwas Angst vor dem Schönsein.
  6. Ich hätte kein Gefühl der Überlegenheit mehr. So kann ich zumindest in den Zeiten der strengen Kontrolle sagen: Ich bin besser als ihr. Ich bin Rohköstler, Veganer, Vegetarier... Ich ernähre mich gesund, ihr nicht.
  7. Ich habe immer wieder das Gefühl, ich hätte versagt. Das spiegelt sich aus der anderen Liste wieder. Ich werde noch sehr vom Verstand gesteuert.
Was noch? Warum sollte ich meine Essstörung noch behalten? Mir fällt nichts mehr ein und mein Haushalt wartet auch schon sehnsüchtig auf mich.

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