Sonntag, 5. April 2015

Beobachten, erkennen, verändern, stabilisieren

Dieser Spruch hilft mir sehr, da ich erkannt habe, dass ich kaum erkenne. Ich beobachte und versuche es sofort zu verändern ODER ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich es nicht verändern kann.

Aber ich lerne zu erkennen, inne zu halten und sich nach den Hintergründen zu fragen. So z. B. gestern waren wir bei meiner Schwägerin essen und ich habe mich überessen. Warum ist mir das passiert? Viele Gründe. Als wir dort nach einem langen Spaziergang durch ein Freilichtmuseum, hatte ich Lust auf einen Vanille-Pudding. Aber ich habe mich nicht getraut, es auszusprechen. Wenn ich gefragt hätte, wäre evtl. alles etwas anders verlaufen. Ich habe also beim Abendessen dann nicht das gegessen, was ich wirklich wollte und da esse ich immer etwas mehr.



Dann war da noch die Müdigkeit insgesamt. Schon Mittags merkte ich, dass meine Energiereserven einen Tiefpunkt erreicht haben. Meistens gönne ich mir eine Viertelstunde Ruhe, mit Musik oder ohne. Diesmal habe ich mit den Mädchen Zeichentrickfilme angeschaut. Ich wusste auch nicht, was auf mich am Nachmittag zukommt, ich hatte gedacht, wir machen eine schnelle Eiersuche und fahren nach Hause. Dabei war es ein riesiges Gelände, mehrere Dörfer, die mit Waldwegen verbunden sind. Ich dachte mir also, ich ruh mich später aus. Ich esse mehr, wenn ich müde bin.

Und zusätzlich ist da noch der "Gruppenzwang". Alle sitzen am Tisch und essen, essen, essen. Es ist so viel da, alles unterschiedliche Speisen, alles lecker aussehend. Ich höre, dass mein Körper sagt, ich bin satt, aber ich esse weiter, weil alle anderen um mich essen. Ich schiebe hier keinem die Schuld zu, nein, ich beobachte und erkenne. Früher hätte ich hier ohne das Erkennen versucht gleich was zu verändern. Ich esse in größerer Gesellschaft etwas mehr, also muss ich mich mehr unter Kontrolle halten. So ungefähr. Da hätte ich den Faktor "Gruppe" völlig außer Acht gelassen und eine dauerhafte Veränderung wäre unmöglich.

Das nächste Mal werde ich erforschen, ob ich im Stande bin, die Gabel zur Seite zu legen und eine kurze Pause einzulegen. Die Menschen um mich zu beobachten. Mich von ihnen zu distanzieren. Immer noch nur "beobachten", denn ich habe noch nicht wirklich erkannt, warum ich mit den anderen "mitesse".

koto-fot.ru
Es gibt aber auch was, worauf ich stolz sein kann. Ich zelebriere auch die kleinen Erfolge. Und ihr?  Wir waren am Samstag den ganzen Tag mit dem Zug unterwegs und ich hatte mir als Ziel gesetzt: Ruhepausen gönnen und nicht aus Langeweile essen. Beides ist mir hervorragend gelungen. Ich hatte neben "Seelengevögelt" von Veit auch andere neue Bücher eingepackt. Und sobald ich zum Rucksack mit dem Essen greifen wollte, hielt ich inne und habe mich gefragt, ob ich wirklich Hunger habe. Und wenn ja, worauf. Oft habe ich dann statt einem Butterbrot doch ein Buch heraus geholt und ein-zwei Kapitel gelesen. "Intuitives Essen" lag im Koffer, da brauche ich mehr Konzentration, im Zug sind mir zu viele Menschen um mich herum. Und außerdem habe ich gemerkt, dass es zu einer Zwangsaufgabe geworden ist. Wo ist die Freude? So habe ich von meinem annfänglichen Ziel, jeden Tag 20 Seiten zu lesen, etwas Abstand genommen.

Wie ging es mir sonst mit dem Essen? Wunderbar! Ich hatte in der Früh z. B. ganz erstaunt festgestellt, dass ein Rührei mit Sahne jetzt das Beste wäre. Erst hat mein Verstand herum gemeckert: Wie? Kein Obst? Nee, das geht nicht. Iss Obst! Und ich habe mich gewehrt und gesagt, dass ich aber kein Obst möchte. Einen kleinen Sieg hatte der Verstand doch erreicht, als er mich dazu brachte zwei Tomaten mit zu braten. Eine hätte auch gereicht, aber eigentlich wäre es auch ganz ohne noch besser gewesen. Mittags hatte ich dann in Schale gekochte Kartoffeln in der Mitte aufgeschnitten und kurz im Backofen aufgewärmt. Dazu gab es eine Saure-Sahne-Kräuter-Sauce. Göttlich! Nur hätte ich nach der Hälfte aufhören sollen. Ich hatte mir aber gekochte Kartoffeln so lange verboten, dass ich ich es nicht konnte. Hier hilft mir das Erkennen sehr. Ich erkenne, dass ich es einfach nicht kann, noch nicht kann. Was bringt es mir, sich da Schuldgefühle aufbaue? Oder mich anstrenge. Es geht eben gerade noch nicht.

Und Bewegung? Au ja! Yoga habe ich am Samstag ausfallen lassen, weil ich erstens zu müde war und zweitens mir gedacht habe, dass Koffer-Joggen genau so wertvoll ist. Zweimal mussten wir beim Umsteigen rennen. Von Gleis 4 auf Gleis 23 in Frankfurt. Und da sagt man uns: Der Zug fährt heute von Gleis 1. Gestern bin ich über die Weinfelder gejoggt, der Hund hat (Oster-)Hasen gejagt und ich habe die tolle Aussicht genossen. Bergauf ging nur walken, zwar mit Hanteln in den Händen, doch trotzdem zum Joggen bin ich noch noch nicht fit genug. ABER ich hatte nach 30 Minuten noch so viel Power! Es sind dann 50 Minuten daraus geworden. Heute steht wieder ein langer Spaziergang auf dem Plan und am Vormittag will ich noch Yoga machen. Vielleicht machen die Kinder auch mit.

2 Kommentare:

  1. Hallo Kristina,

    ich lese gerade deinen Blog mit den Anfänge im März begonnen durch und finde ihn richtig klasse. Habe gemerkt, dass es mir sicher auch geholfen hätte, mehr über das intuitive Essen zu schreiben, gerade in der Anfangszeit. Dann wäre vielleicht manches "besser" gelaufen. Ich finde, du reflektierst deine Handlungen sehr gelungen und bin gespannt, wie es dir weiterhin ergeht, wenn ich dann zu den aktuelleren Einträgen vorstoße.

    Liebe Grüße

    Flusine (von YouTube)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke dir für die lieben Worte!

      Ja, mir hilft das Schreiben sehr. Es ist meine Art heil zu werden, mit dem Unterbewußtsein zu kontaktieren, Antworten zu finden, Klarheit zu schaffen.

      Wie geht es dir mit dem intuitiven Essen so?
      LG
      Christina

      Löschen