Montag, 27. Juli 2015

Kurzer Tagebucheintrag vom 27. Juli 2015

In der Früh hatte ich so richtig Lust auf einen Cappuccino. Mit frisch gemahlenen entkoffeinierten Bohnen, selbst aufgeschlagenem Milschaum sowie Zimt und Honig. Merkwürdig ist es schon, dass mein Körper auf Kaffee auch ohne Koffein sehr wach und hell reagiert. Ich fühle mich danach voller Power und Tatendrang, so frisch und klar im Kopf. Ich hatte eine kurze Nacht, bin wegen einem Alptraum seit vier Uhr Morgen wach.

Und dann kam ein Gedanke, ganz leise und fast unhörbar, doch er drängte sich an die Oberfläche. "Welches Bedürfnis hast du gerade?" Warum willst du Kaffee? Klar, ich bin müde, der Schlafmangel ist ja offensichtlich. Aber dann würde ja ein kurzer schwarzer ausreichen, ohne das Ganze drum rum. Ich will Abenteuer, ich will was erleben. So ein Cappu ist ja ein Hochgenuss für mich, trinke ihn sehr selten.

Gleich gehe ich nähen, dachte ich daraufhin. Da werde ich mein Bedürfnis nach Stimulanz sehr wohl befriedigen können. Und weg war sie, die Lust nach Milchschaum mit Zimtgeschmack und nach Kaffee genauso. Schon lustig, was?

Samstag, 25. Juli 2015

Dauerkauer-Challenge

Tag 4 meiner Dauerkauer-Challenge, die ich bei Human-Trust gestartet habe, neue Erkenntnisse.

Ich bin ziemlich spät aufgestanden (8 Uhr ist für mich wie für manch einen 11 Uhr))), habe mir einen Apfel aus dem Garten geholt und meine Zähne sofort rein gehauen. Hier entstand die erste Erkenntnis. Normalerweise mag ich knackige Äpfel, unsere sind eher weich. Es fiel mir schwer sie lange zu kauen. Ich vermute, mein Unbewusstes hat mich auf knackige Äpfel orientiert, weil es einfacher ist diese lange zu kauen.



Kirschen, ich liebe sie. Dieses süsse Fruchtfleisch, dieser saftige Genuss, diese pralle Schale. Habe erst automatisch eine gegessen und gemerkt, dass sie innerhalb von Sekunden zur Speiseröhre geschoben wurde. Eins - aufbeißen, zwei - Kern - raus pulen, drei - mit den Backenzähnen zermantschen, vier - schlucken. Als ich jede Kirsche 13 Mal gekaut habe, fiel mir auf, dass die Schale ganz anders als das Fruchtfleisch schmeckt. Und es auch Freude macht diesen Geschmack zu erfahren.

Ein kleines Stück von einem Brötchen habe ich auch gegessen und da kam wieder eine Erkenntnis. Ich mag knusprige Brötchen, weil man sie einfacher kauen kann. Brötchen von gestern muss man mindestens 20 Mal kauen, bis es breiig ist. Da wird mir aber erst klar, was ich meinem Magen bisher angetan habe. Was der für Brocken verdauen musste.
Eine Viertelstunde später kam der echte Hunger. Eine hauchfeine Scheibe Schinken habe ich tatsächlich 13 Mal gekaut und dabei fest gestellt, dass es doch sehr salzig ist und es sich völlig anders anfühlt, wenn man sie länger kaut. Ein halbes Gummibrötchen mit etwas Butter und drei Scheiben vom selben Schinken haben ihre fünf Minuten gebraucht, bis sie fertig waren. Und das nur, weil ich nicht jeden Bissen gründlichst kauen wollte.

Das liegt daran, dass ich jahrelang Vegetarier war und Fleischwaren für mich immer noch etwas "Verbotenes" sind. Es ist immer noch so eine Feldwebelin im Spiel. Wenn sie döst, schnappe ich mir die verbotene Frucht und dann aber schnell-schnell, sie könnte ja wach werden. Wobei ich manchmal das Gefühl habe, dass ich diese Feldwebelin fessele und knebele und in eine Putzkammer schmeiße, nur um meine weissen Semmeln und meine Schokolade essen zu können. Aber sie schafft es jedes Mal sich zu befreien und bestraft mich mit Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen. Ob ich mit der wohl irgendwann komplett Frieden schliessen könnte?

Da wären wir wieder beim Frieden mit dem Essen und Frieden mit dem Körper und intuitivem Verhalten. Wer weiss, welche Stoffe aus dem Schinken mein Körper gerade gebraucht hat? Oder vielleicht hat er auch gar nix gebraucht und nur die verbotene Frucht gewollt...

Donnerstag, 23. Juli 2015

Saurer Smoothie und Yoga am Abend

Lange Funkstille. Viel los und doch immer so Kleinigkeiten, die es scheinbar nicht wert sind fest gehalten zu werden. Oder doch? Sind es vielleicht gerade diese kleinen Schritte, die einen langsam nach vorne bringen? Ach, ich teile meine kleinen Entdeckungen und Erlebnisse einfach mit euch, vielleicht sind sie ja noch für jemanden anderen so kostbar wie für mich.

Vor einiger Zeit habe ich begriffen, dass meine grünen Smoothies nicht grün sein dürfen. Wie das? Ich finde es schon sinnvoll mehr Blattgemüse zu mir zu nehmen, aber irgendwie habe ich ein Problem mit der Farbe. Lustig was? Kann sein, dass ich es einfach etwas übertrieben habe mit den grünen Smoothies. Und so sehen meine Smoothies entweder rosa oder rot oder beige aus, (ja, selbst beige ist mir lieber als grün - hihi), je nach Beeren- oder Obstart. Mal sind es Heidelbeeren aus der Tiefkühltruhe, mal Johannisbeeren aus dem Garten von meiner Mutter.

Und so waren es gestern Himbeeren vom Feld, die wir vorvorgestern gepflückt haben. Sie waren schon etwas matschig und für den Smoothe (dachte ich) müsste es noch gut sein. Banane dazu und Aprikosen (oder waren es doch Nektarinen?). Und natürlich ein Würfel "Grüngut" - ich püriere grüne Blätter und friere sie in Eiswürfelformen ein. Diesmal waren es Kohlrabiblätter mit ein wenig Brenneseln.  Den Geschmack fand ich recht gut, etwas säuerlich, ja, aber gut. Meine Kleine sah die hübsche Farbe und wollte probieren. "Ih, ist ja sauer!" - meinte sie.

Den Rest habe ich in zwei kleine Fläschchen abgefüllt und in den Kühlschrank gestellt. Gegen Mittag flog mir ein Deckel auf, das Zeug begann zu brodeln. War also doch sauer. Welche Erkenntnis habe ich gewonnen? Meine Kinder haben einen schärferen Geschmackssinn als ich. Die Kleine spürte den beginnenden Gärprozess, ich nicht. Fazit: Nie ein Kind zwingen etwas zu essen, wer weiss, was es gerade raus schmeckt, was wir nicht mehr schmecken können. Und natürlich sollte ich etwas achtsamer sein. Leicht säuerlich? Könnte gut sein, dass es nicht mehr gut ist. Vielleicht sollte ich vorher daran noch sehr aufmerksam schnuppern.


Und worauf hatte ich heute Abend Lust? Nein, nicht auf Schokolade. Und die selbst gemachten Cookies liessen mich kalt. Ich hatte Lust auf Yoga. Den steifen Körper dehnen. Heute war ich gute vier Stunden im Gericht und danach noch irgendwo in der Pampa rumkurven, die Große vone einer Freundin abholen. Ich war fix und fertig. Aber ich hatte kein Bedürfnis meinen Stress mit Essen zu bewältigen. Ein Brot mit Konfitüre, ein halber Keks, Äpfelstückchen während dem Schneiden (ich habe jeden zweiten Tag einen Korb voll von meinem eigenen Baum) und dann noch ein halbes Glas Milch mit einer "gesunden" Apfeltasche aus Vollkorn. Nicht wirklich viel, wenn ich bedenke, dass der Rest des Tages auch eher so mager ausfiel. Und als die Kinder im Bett waren, da habe ich mich mit Entspannungsmusik eben an den Korb mit Äpfeln gemacht. Da überkam es mich. Zu dieser Musik muss man sich bewegen. Ganz sanft und liebevoll.

Kann man Sport auch aus Lust am Bewegen machen? Ja, ich habe es nun heraus gefunden. Man muss nur etwas warten und dem Körper nichts aufzwingen. Meiner Meinung nach ist es ein Erfolg. Keine Lust auf emotionales Essen, nur auf auf Yoga. Hey, so stelle ich mir intuitives Abnehmen vor. Nicht unbedingt mit Sport abnehmen, aber eben durch Yoga ausgeglichen sein und weniger essen oder den Stress statt mit Essen mit Yoga zu bewältigen. ES FUNKTIONIERT! Juhu!

Dienstag, 7. Juli 2015

Fleisch zum Trost statt Süßigkeiten

Gestern hatte ich ein interessantes Erlebnis, dass ich unbedingt teilen möchte. Wir haben den Geburtstag der Kleinen gefeiert und es war wirklich viel los. Kleine und große Gäste wollten verpflegt und unterhalten werden. Ich war echt auf Trab. Gegen Abend stresste mich die Große mit: Warum kriegen die Gäste diese Hamburger-Gummibärchen in den Geschenktütchen mit und ich darf keinen vor dem Abendessen haben? Dann ging es weiter mit: Warum muss ich mir die Füße waschen. Und als ich sie an die Zahnspange noch erinnert habe, da hat sie mich angebrüllt, sie wisse das schon selbst. Vorpurbertäres Verhalten eben.

Ich war k. o. Müde, ausgelaugt und im Kopf lief aber das Programm weiter, ich konnte nicht runter kommen, war immer noch irgendwie aufgewühlt und bereit sofort weiter zu machen. Ja, so bin ich, ich übersehe meine Grenzen sehr oft und schufte weiter, obwohl ich fertig bin. Nach der Auseinandersetzung mit der Großen war aber der Druck so groß, dass ich in die Küche ging und mir was Süßes holte, nur so ein kleines Teilchen. Nee, reicht nicht. Gut, wie wäre es mit einem Schluck Wasser? Nein, ich will Fleisch!

Ich war jahrelang Vegetarier, weil ich Fleisch nicht vertragen habe, hatte da Blähungen und Bauchweh. Später kam der Diät-Gedanke dazu, Fleisch ist fettig und ungesund. Und dann noch die Überzeugung von Frau Schatalowa (einer der berühmtesten Rohköstlerinen Russlands), dass der menschliche Magen und Darm kein pflanzliches Eiweiß aufspalten kann. Es verfault eigentlich nur im Darm, meinte sie. Inzwischen weiß ich, dass es auf die Menge ankommt. Ein Affe (dem wir ja am nächsten verwandt sind) frisst auch kein Steak, aber er lässt sich allemöglichen Insekten und auch Eier sehr wohl schmecken.

Lust auf Fleisch. Was könnte es sein? Lust auf was Würziges? Oder ist es eines der letzten verbotenen Lebensmittel? So oder so, ich muss diesem Verlangen nachgeben. Ich holte mir den Rest vom Schaschlik-Fleisch aus dem Kühlschrank, legte es auf einen Teller, schnitt es mir kleine Stückchen ab und kaute ganz sorgfältig. Zugegeben, das erste Stück habe ich einfach abgebissen und beim Schlucken hatte ich meine Probleme. Wahrscheinlich schlecht gekaut, dachte ich. Und den Rest ass ich dann ganz zivilisiert, in Mini-Häppchen.

Ergebnis? Mir ging es gut. Der Stress liess nach, der Druck auch. Ich hatte kein Gefühl mehr, dass ich sofort aufstehen muss und was machen muss. Das Essen hat mich also gut entspannt. Und ich hatte auch keine Beschwerden. Nicht mal Mundgeruch,  so wie ihn nach Fleischgenuss kenne. Ich habe mir einfach sehr gründlich die Zähne geputzt (ja, auch die Zwisschenräume) und mehrmals mit Oregano-Öl-Wasser den Mund ausgespült.

Am Abend habe ich beim täglichen Rückblick dieses Fleisch-essen-dürfen als einen Erfolg eingetragen. Ich habe es geschafft etwas zu essen, worauf ich Lust hatte und es kamen keine negativen Gedanken oder Gefühle danach. Klar werde ich nächstes Mal etwas achtsamer sein und mir noch mehr Pausen gönnen und vielleicht schaffe ich es sogar mit einer Atemübung den Stresszustand zu bewältigen. Es ist aber gut, so wie es ist. Nicht perfekt, aber vollkommen.

Und heute habe ich mein gutes Körpergefühl etwas ins Wanken gebracht, indem ich mich doch tatsächlich auf die Waage gestellt habe. Zwei Kilo mehr. Wann habe ich mich zuletzt gewogen? Keine Ahnung, aber es waren weniger. Und auf dem Weg zur Bushaltestelle fing sofort das innere Beschuldigen an.

"Ja, klar, so viel wie du gefuttert hast, ist ja kein Wunder, dass du zugenommen hast. Dabei wolltest du doch eigentlich wieder weniger haben, oder? Sport. Ja, das ist die Lösung. Du musst jeden Morgen joggen gehen!"

Meine Antwort war: Stopp! Ich habe keine Lust mich schuldig zu fühlen. Ich will mich nicht fertig machen! Vielleicht sind es ja die Tage vor den Tagen? Vielleicht wiege ich mehr, weil ich Wasser angesammelt habe? Hey, du willst doch nicht wirklich sagen, dass schwachsinnige zwei Kilo deine Schönheit irgendwie beeinträchtigen können, oder? Und da sah ich eine schöne weisse Blume auf dem Boden liegen. Die habe ich mir hinters Ohr gesteckt und gelächelt. Danke, liebes Universum, danke für die Bestätigung. Ich bin schön, egal wie viel ich wiege.

Donnerstag, 2. Juli 2015

Chips und Würze des Lebens

Ich knabbere gerade Chips, Stappelchips auch noch. Die normalen Chips sind frittierte Kartoffelscheiben. Die da sind aus Gottweißwas zusammen gemischt. So lieber Orthorexe in mir, du hast genug gesagt, lass mal die anderen zu Wort, ja?

Würze. Das war das Stichwort. Als es so in meinem Mund explodierte, dachte ich, genau das fehlt mir gerade. Wir haben gestern zwei Packungen gekauft, eine mit Salz und eine mit Paprika. Die mit Salz haben nicht geschmeckt, zu fade, zu geschmacksneutral. Moment mal, ich hol mir schnell noch ein paar Chips.

Bin wieder zurück und was habe ich gegessen? Eine halbe Grapefruit, die weckt und erfrischt. Das ist es! Ich habe keine Chips gebraucht, sondern diesen Kick. Ich war niedergeschlagen und bevor ich in eine echte Depression verfalle, da esse ich lieber was. Lieber Körper, ich bin dir so dankbar, dass du so handelst. Übergewicht ist bei weitem nicht so schlimm wie Burnout oder Depression.

Ich sehe nun diesen Zusammenhang so deutlich. Ich bin verstimmt, mir geht es mies, bin verletzt, alles ist doof und da ist eine Lösung zum Greifen nahe. Iss was, gönn dir was. Schaffe schnelle Abhilfe. Bau eine Illusion auf, dass du für dich sorgst, dass du was bewegen kannst. Du kannst was verändern. Ganz schnell und einfach. Chips rein, so würzig, dass der Körper einen Hinterntritt bekommt und sofort auf 180 ist. Hey, es geht was ab! Es ist nicht mehr so langweilig und die Würze die übertönt jeden Schmerz. Wenn du isst, dann fühlst du nur noch Wonne.

Eben nur solange du isst. Danach würden bei mir normalerweise Schuldgefühle kommen. Und Scham. Wie kannst du nur? So was Ungesundes! Und überhaupt, hast du null Willenskraft? Nun, bin ich sanftmütiger zu mir und sage: Gerade eben hast du nicht anders handeln können. Vielleicht klappt es ja das nächste Mal.

Und habe ich noch Lust auf Chips? Nee, die Grapefruit hat die Geschmacksknospen aufgeweckt, ihnen gezeigt, wo der Pfeffer wächst. Der Körper ist zufrieden, die Seele dank dem Schreiben auch.

Schreiben als Therapie wirkt bei mir also auch. Aha, noch eine Entdeckung.