Freitag, 10. April 2015

Intuitiv abnehmen - fast bei der Hälfte

Schon erstaunlich, was es mit einem macht, wenn man sich zu etwas zwingen möchte. Ich hatte einige Tage als Handlung "20 Seiten im Buch weiter lesen" und mir fehlte dann die Lust. Es war zur Routine geworden. Dann schrieb ich andere Handlungen auf und auf einmal greife ich selbst zum Buch. Bin inzwischen bei Seite 185 und teile gerne meine Entdeckungen mit euch.

Aber davor ein ganz kurzer Bericht vom gestrigen Restaurant-Besuch. Vor zehn Jahren haben wir geheiratet, das haben wir mit der ganzen Familie (also zu neunt) beim Griechen gefeiert. Das Essen war irgendwie nicht so ganz das, was ich mir vorgestellt habe, lecker, aber unter Vorspeisenteller habe ich mir gefüllte Weinblätter, eingelegte Zuchini und Auberginen, Oliven usw. vorgestellt. Die fritierten Zuchini und Aubergnen waren auch okay, aber ich war unzufrieden und bestellte mir noch Ofenkartoffeln. Wieder daneben. Salzkartoffeln mit scharfem Käsesalat überbacken. Und dann sehe ich: Baklavas. Hm, wird wohl so was wie Pahlava beim Türken sein. Hab es mir zum Mitnehmen eingepackt und als wir nach dem Essen eine Runde spazieren waren, habe ich ein kleines Stück abgebissen. Göttlich! Der Kellner, dem ich gesagt habe, ich hätte es noch nie probiert, hat mich mit großen Augen angeschaut. Ich war 15 Jahre auf Diät, habe ich ihm erklärt.


So, nun zum Buch.

Die Stufen beim Wecken des intuitiven Essen (S. 70 ff)
1- Nie wieder Diät.
Kein Problem. Ich bin bereit nie wieder zu hungern.

2. Erforschen und Streben nach Genuss
Au ja, da bin ich wohl mitten drin. Ich beobachte mich beim Essen, bei der Essensauswahl, beim Hinterfragen, ob ich Hunger habe oder nur Appetit. Und ich suche den Genuss. Nicht nur im Essen.

3. Kristalisation
Das ist wie eine mehrspurige Bahn. Hier klappt es schon gut, da noch nicht. Hier reagiere ich intuitiv, hier noch nicht.

Hunger ist ein normales Körpersignal (S. 104)
Darüber habe ich schon geschrieben, aber da ich da schon wieder ein Lesezeichen drin habe, wird mir klar, dass das noch nicht sitzt. Ich halte Hunger immer noch für etwas negatives.

Der Essenanthropologe (S. 149)
Ja, der ist wieder da. Er beobachtet, stellt zusammen, wertet nicht, merkt sich nur die Reaktionen auf die verschieden Lebensmittel und regt zum Experementieren an. "Wenn du letztes Mal von der Wiener aufstoßen musstest, heißt es nicht, dass es diesmal auch so sein wird. Versuch es ruhig." Der Ernährer ist dagegen noch nicht da. Ich bin noch wie ein kleines Kind, das alles erst neu kennen lernen muss. Schmecken Bananen mit Käse zusammen? Nein. Aber mit Walnüssen. Oder Käse mit Trauben.

... denn an sich ist nichts entweder gut oder böse; das Denken macht es erst dazu. Für mich ist es ein Gefängnis. Hamlet (S. 157)
Oh, wie treffend das formuliert ist! Ich habe mir selbst Rahmenbedingungen erschaffen, habe das eine für gut und das andere für böse erklärt. Ich habe mal gelesen, dass eine Diät wie ein Gefängnis ist. Und das kann ich nur bestätigen. Es fing als Jugendliche an. Ich kam freiwillig, habe mich freiwillig eingesperrt, nur so ein bisschen. Es war wie Untersuchungshaft. Kein Süßkram mehr! Natürlich habe ich mich nicht daran gehalten. Aber das Begrenzen fing schon an. Iss den Kuchen nicht. Nein, probiert nur ein winziges Stückchen. Als ich dann auszog in die eigene Wohnung, hatte ich nichts Süßes (außer einer winzigen Packung Bio-Gummibärchen) im Schrank. Auch kein Fleisch und keine Wurstwaren. Die gab es nur noch zu Hause und selbst da aß ich davon eine Mini-Portion. Ich hob die Latte an, als ich auf normales Brot verzichtete. Normales Brot war zu der Zeit dunkles Brot. Wann ich aufgehört habe helles Brot zu essen, das weiß ich gar nicht. Selbst gebacken im Automat, mit Vollkornmehl und Trockenobst. Wenn ich zurück denke: Brrr, so was von unlecker. ABER gesund! Immer wieder brach ich aus dem Gefängnis aus, genoss kurz die Freiheit und sperrte mich wieder ein. Ich sah nicht, dass es nix bringt. Ich machte mich für mein Gewicht verantwortlich. Ich bin dick, weil ich willenlos und schwach bin.

Es folgte meine erste Trink-Kur. Slimfast. Die erste Woche war noch okay, danach habe ich die Drinks mit Würgereiz-Unterdrücken herunter gekriegt. Selbst meinen ersten Urlaub nur mit Freunden habe ich mir vermiest in dem ich auf einen neuen Drink umstellte. Alle aßen ihr Essen, ich trank tapfer das eklige Zeug und joggte in aller Herrgotsfrüh eine Runde. Gott, vergib mir die Dähmlichkeit ))) Es folgten neue Versuche, neue Ziele, Null-Diäten und sogar eine Fettabsaugung in Tschechien. Die letzte radikale Diät war die Stoffwechsel-Kur letztes Jahr. 7 Kilo in einem Monat. Aber zurück zum Buch.

Schwarz-Weiß-Denken (S. 159)
Bingo! Entweder alles oder nichts. Entweder jetzt sofort 10 Kilo runter oder Unmengen essen. Entweder bin ich ein Versager oder ein Sieger. Dazwischen gibt es nix. Nur perfekt. Nur 100%. Und die Lösung ist auch schon da: Vertrau auf Grau heißt es auf S. 160. Weder Diät noch Völlerei. Der Weg dazwischen ist es.

Sättigung fühlen: Mini-Pause einlegen (S. 171)
Pausen einlegen? Hab ich oft versucht. Nur hab ich da verstanden, dass dahinter sich ein Gedanke versteckt hatte: Vielleicht höre ich auch schon auf. Und dann lese ich hier: Die Pause dient nur zur Überprüfung, ob ich wirklich noch hungrig bin. Wenn ja, dann ruhig weiter essen. Das ist neu und revolutionär!

Geschmackskontrolle (S. 172)
Das eine solche Pause auch dazu dienen kann, dass man kurz kontrolliert, ob es immer noch schmeckt. Oder ob es überhaupt schmeckt. Da habe ich mich wieder erkannt. Ich esse oft ohne zu fühlen, was ich da gerade esse.

Bin ich überhaupt schon satt? Das ist auch eine Entdeckung gewesen. Im Rahmen eines Experiments habe ich nach dem Essen angekreuzt: ich könnte weiter essen, bin satt oder bin überfüllt. Und siehe da, am öftesten kam "könnte weiter essen" vor. Ich habe also oft einfach aufgehört zu essen, ohne zu fühlen, ob ich satt bin. Und ein paar Stunden später hatte ich wieder Hunger.  Wie auf S. 176 beschrieben, habe ich mir aber nicht erlaubt was zu essen oder ich habe was  genascht. Auf derselben Seite wird vorgeschlagen den Teller weg zu schieben, als Zeichen für sich selbst, dass man satt ist. Hat gestern nur teilweise funktioniert, da ich dann die Pommes vom Nachbarsteller geknabbert habe. Mal sehen, ob es klappt, wenn ich alleine esse.

Man neigt dazu in geselliger Runde die Signale zu überhören (S. 178)
JA! Tatsächlich ist auch das normal. Ich könnte Lobeshymnen an die Autoren des Buches singen! Yeapie! Ich bin nicht willenlos oder irgendwie schwach, ich bin nur normal )))

Zufriedenheits-Rad (S. 183)
Wieder ein Insite! Ich habe es schon geahnt, aber es so klar aufgespalten zu sehen, das ist echt wie ein Schlag auf den Kopf. Ich hab ja schon verstanden, dass Essen nur ein Faktor ist, mit dem man Genuss erreichen kann. Hier sind die anderen. Werde mich vorabeiten

Die Essenspolizei tadelt mich für das, was ich esse oder DASS ICH ÜBERHAUPT ESSE (S. 184). Hier hat es mich innerlich richtig durch gezuckt. Ja, das ist es! Ich habe nicht nur ein schlechtes Gewissen, dass ich die falschen Lebensmittel esse, nein, dass ich überhaupt esse! Menno, wie soll es denn anders sein? Ich bin doch kein Schmetterling, der sich von Morgentau und Blütennektar ernährt und nur Seifenplasen pupst. Ich bin ein Mensch und ich brauche Essen, damit meine Organe arbeiten, damit mein Blut zirkuliert, damit mein Hirn funktioniert. Das geht nicht mit Süßstoff und Slim-Fast. Oder es geht schon, aber auf Sparflamme. Und auch noch mit Schaden für den gesamten Organismus.

So viel für heute. Nun heißt es, fertig packen und nach Hause fahren, der Besuch bei der Oma ist zu Ende.





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