Frische Kokosnuss. Absolut lecker! Und fertig geschnitten kann man das auch noch kaufen. Genial. Und doch kam in mir die alte Denkweise hoch. "Aber paß auf, iss nicht so viel davon. Ist sehr fettig." Ja, bis zu 40 g Fett pro 100 g Nuss. Ist ja schließlich Nuss. Vormittags wollte ich Inlineskaten, aber die Bremse ist defekt und so blieb ich zu Hause und wir haben mit dem Mann gekuschelt. Er ist nach dem Essen in die Spätschicht und ich zu Fuß zur Bushaltestelle. Hat gut getan. Kein Stress, keine Panik, keine Hektik. Einfach nur mit den Hanteln schnell walken. Super! Ich klopfe mir mal auf die Schulter.
Kapitel
19: Alles halb so schlimm
Eine
gute Portion Schokolade habe ich schon gebraucht, um mutig zum Termin
zu gehen. Ich war positiv überrascht. Irgendwie habe ich mir diese
Frau ganz anders vorgestellt, älter und schlanker. Ja, irgendwie
dachte ich mir, wenn jemand Ernährungsberatung macht, dann muss er
schlank sein. Aber erstens ist es keine Ernährungsberatung in dem
Sinne und zweitens komme ich mit der jungen Frau super zurecht. Sie
ist freundlich, nett, hört aufmerksam zu, stellt passende Fragen und
hat die schönsten Locken, die ich je gesehen habe.
So
habe ich ihr zum Beispiel offenbart, dass ich einerseits schon nach
Anerkennung strebe, andererseits aber kann ich diese nicht wirklich
annehmen. Paradebeispiel: war neulich schwimmen, es war nicht gerade
sonnig, ist ja noch Frühling, es hat genieselt und es war ziemlich
kühl. Da fahre ich nach Hause und treffe meine Cousine, die mich
sichtlich bewundert. Bei dem Wetter, Mensch, da muss man schon
abgebrüht sein. Und ich? Ich stehe da und sage nur: Ach, Quatsch!
Was ist schon dabei...
Die
liebe Frau bei der Beratungsstelle meinte, wie wäre es wenn Sie
einfach „Danke“ sagen? Sich einfach für die Anerkennung
bedanken? Hm, das klingt gut, Neu, aber gut. Sie hat mir klar
gemacht, dass ich es einfach nicht gelernt habe, wie man damit
umgeht. Ich wurde als Kind selten so richtig gelobt oder bewundert.
Naja, die anderen Kinder haben es vielleicht schon getan, weil ich
mehr Spielsachen hatte. Aber von meinen Eltern kam mir das zu selten.
Ich fühlte mich öfter unnütz, die waren mit dem Leben eigentlich
eh schon überfordert. Ein harter Job, viel körperlicher Einsatz und
zu Hause wartet der Selbstversorger-Garten. Meine Ma hat ja auch noch
viel genäht für mich.
Aber
bevor ich abschleife, die Frau sagte mir, dass es normal ist, nach
Anerkennung zu streben. Und dieser Gedanke kommt mir nun gar nicht so
fremd vor. Ich mache mir keine Vorwürfe mehr, wenn ich mich danach
sehne, von den anderen mal ein paar nette Worte zu hören. Fühle
mich ein wenig, wie eine Katze, die gestreichelt werden möchte.
Außerdem
haben wir mit ihr mein Frühstück besprochen. Und was stellt sich da
heraus? Ich habe Schuldgefühle. Ich habe doch gar nicht so viel
gegessen, habe aber das Gefühl, dass ich es nicht darf, dass ich
kein Recht darauf habe. Schon lustig. Ich denke also in meinem
Innersten, dass ich nicht berechtigt bin mal so richtig zu schlemmen.
Ein Stück Brot, eine Mini-Portion Butter und eine Tasse Tee. Ja,
damit würde ich mich wohl fühlen. Aber das reicht mir nicht. Reicht
meinem Körper nicht. Und selbst bei Brot würde ich denken: das war
aber nicht Rohkost! Wie kannst du nur?! Und BUTTER?! Ein grüner
Smoothie, ja da hätte ich ein gutes Gewissen. Aber manchmal will ich
auch mal Käse zum Frühstück. Und manchmal gelingt es mir sogar
ziemlich gut, ihn zu genießen und auch danach keine Probleme damit
zu haben, dass ich gerade eben ganze drei Scheiben Käse gegessen
habe. Manchmal gelingt mir das intuitive Essen ziemlich gut.
Manchmal.
Und
zum Schluss hat mich die Frau ein wenig gebremst. „Nicht alles auf
einmal, sonst geht die Motivation verloren. Geduld und Ruhe.“ Ihre
Worte haben mir eine Sicherheit gegeben, dass alles gut wird. Ich
habe viel Zeit um dieses Problem zu lösen. Ich muss nicht alles von
heute auf morgen erledigen. Es geht auch langsam. Neu, ungewohnt,
aber es fühlt sich verdammt gut an.
Es
war gut, dahin zu gehen. Es war gut.
Als
ich zu Hause ankam, habe ich über alles nochmal nachgedacht und mir
kamen sofort eine Menge Themen in den Sinn, die ich mit ihr noch
besprechen möchte.Zum Beispiel: Warum wird mir manchmal
schwindelig nach dem Verzehr von Süßkram.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen