Freitag, 22. Mai 2015

1 Minute für mich

Aufgepasst, hier kommt eine neue Erkenntnis! 

Ich belohne mich mit Essen, wenn ich das Gefühl habe, dass es mir nicht so gut geht. Das ist ja nichts Neues, das kenne ich von mir schon länger. Problem war, dass ich mir dann zwar was gegönnt habe, aber Schuld- und Schamgefühle hatte. Ich fühlte mich wie ein Looser, ein Verlierer, ein Versager. Ich schaffe es nicht, ein normales Verhältnis zum Essen aufzubauen. Die anderen, ja, die essen nur, wenn sie Hunger haben und ich? Nun kommt Wandel in die Sache.



Bei meinem Qui Gong Kurs verleiht die Leiterin ein Buch im Kreis herum, einer nach dem anderen holt es sich und schreibt dann hinten seinen Namen rein, quasi, ja ich habe es gelesen.  "1 Minute für mich" von Spencer Johnson.


Kleines Taschenbüchlein, bei Amazon schon ab 2,42 Euro, liest sich schnell, da es als eine Erzählung aufgebaut ist und nicht als trockene Theorie. Ich habe dafür trotzdem ganze zwei Wochen gebraucht, weil ich mir so viele Sachen raus geschrieben habe. Im Buch geht es im Prinzip nur um eines: Man solle sich die Gewohnheit zulegen sich mehrmals täglich eine Minute zu nehmen und sich zu fragen, was man sich Gutes tun kann. Ja, man sich selbst. Genau genommen: Ich mir selbst.

Selbstfürsorge war für mich lange ein Fremdwort. Ich bin der Typ, der rennt und tut und schafft und macht und alles für die anderen. Und dann (so wie gestern) bin ich fix und fertig und bin sauer und mürrisch und verärgert. Fühle mich schlecht behandelt (unfair, respeklos, als ob man mir keine Achtung schenken würde). Vor ein paar Jahren war meine Gesprächpartnerin einmal total erstaunt, als ich sagte: Ich fühle für das Glück meines Mannes verantwortlich. Inzwischen habe ich gelernt, da los zu lassen. Es bleiben noch die Kinder, ich mache da oft mehr, als mir lieb wäre.

Die Psychologin Bronikowa beschreibt diese Verhaltensweise als "pleasing", vom Englischen "to please" - jemanden zufrieden stellen, jemandem etwas Gutes tun. "Pleaser" missachten ihre eigenen Bedürfnisse, erfüllen aber den anderen alle Wünsche. Im Hinterkopf steckte bei mir dabei der Gedanke: Wenn ich dieses und jenes tue, vielleicht lieben die mich danach mehr. Aber Liebe kann man nicht verdienen. Das geht nicht. Liebe hat man in sich selbst. Wenn ich mich selbst nicht liebe, kann von außen noch so viel kommen, es wird nie ausreichend sein.

Entweder man ist eine wiederaufladbare Batterie und braucht immer wieder eine Aufladung von den anderen (in Form von Lob, Anerkennung, Liebe, Verständnis etc. ) 

ODER 

man ist selbst ein kleiner Generator und generiert Liebe, die man auf sich selbst ausschüttet. Der Rest flappt über auf die anderen, auf die Umwelt, nach Außen eben. 

Soviel zur Theorie. Mit der Umsetzung davon hat es immer wieder Schwierigkeiten gegeben. Nun habe ich ein konkretes Werkzeug. Auch wenn ich mir fünf Mal am Tag jeweils eine Minute nehme, dann sind es nur 5 Minuten. Die tun keinem weh. Aber es ändert sich so viel! Ich bin gut zu mir, ich tue mir Gutes.

Was kann man in einer Minute schaffen? Oh, sehr viel, glaubt mir! Oder nein, glaubt mir nicht, probiert es einfach selbst aus. Ich kann euch aber ein paar Beispiele zeigen.

- Als ich heute morgen im Bad stand und mich fragte "Wie kann ich mir etwas Gutes tun", kam eine simple Antwort. Ich habe mir nicht wie gewohnt das Gesicht einfach mit Wasser  aus dem Wasserhahn abgewaschen, sondern habe etwas Wasser ins Waschbecken eingelassen, mir auf die nasse Hand einen halben Tropfen kostbares Jasminöl (40 Euro pro Mini-Fläschchen!), beide Hände mit dem Wasser abgerieben und dann damit das Gesicht gewaschen. Zeitaufwand = weniger als eine halbe Minute. Aber ich habe mich gefühlt wie Cleopatra oder Scheherezada.

- Ich ging aber nicht sofort aus dem Bad raus, weil meine Kinder schon wach waren. Ich bin im Bad geblieben und habe mich noch ein wenig gedehnt. Ein wenig Morgengymnastik. Und weil es so gut tat, habe ich noch gleich die Übung des Meisters und das Qui der Schultern aus meinem Qui Gong Kurs drauf gelegt.

Der Clou dabei ist: Wenn man sich wo anders genug gönnt, dann möchte man sich nicht mehr mit Essen verwöhnen. Was natürlich nicht ausschließt, dass man jeden Bissen genießt.

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