Montag, 7. September 2015

Warum wir essen, wenn wir keinen Hunger haben

Ich habe das Ernährungsprotokoll von Lise Bourbeau noch mal hoch geholt, weil ich mein Essverhalten erforschen möchte. Ganz frigide, wie ein Wissenschaftler. Wann, wie und welchem Zusammenhang esse ich, obwohl ich keinen Hunger habe.
Ich habe dabei meine alten Notizen noch mal durch gesehen und habe diese Übersicht noch mal für ein Challenge-Forum abgetippt.

Aus Prinzip zu essen heißt:
– nicht wegwerfen können
– etwas aufessen müssen (Brot, Vorspeise, Nachtisch etc.)
– Angst Mißfallen zu erregen (nicht “nein” sagen können)
– Angst zu sagen, dass es nicht schmeckt
– aus Pflichtgefühl (nur um zu nähren)

Aus Gewohnheit zu essen:
– oft dasselbe essen (immer gleiches Frühstück z. B.)
– zur selben Zeit essen
– als Kind gelernt (z. B. dreimal täglich essen oder immer frühstücken)
– etw. nicht probieren wollen, was man nie gegessen hat

Aufgrund von Emotionen zu essen:
– ich weiß, dass ich nicht hungrig bin, dennoch esse ich was (fühle mich gezwungen)
– was könnte ich essen? (weder Prinzip noch Gewohnheit)
– Zorn, Frustration, Schmerz, Einsamkeit (sich abreagieren wollen)

Aufgrund von Naschsucht zu essen:
– sieht gut aus, riecht gut
– nicht aufhören können zu essen
– etwas nehmen, weil es da ist (nicht vorbei gehen können)
– dasselbe essen wollen, wie andere
– sich vom Lob des anderen hinreissen lassen

Essen als Belohnung:
– etw. erledigt, auf was ich stolz bin (belohne mich)
– hab meine Grenzen überschritten, zu viel gearbeitet, wünsche mir Entspannung
– ich fühle mich frustriert, weil jemand mir keine Komplimente macht (Essen als Ersatz für Lob)

Essen aus Faulheit:
– ich esse das, was jemand gekocht hat, statt etwas selbst zu bereiten
– wenn ich alleine bin, wähle ich eine Speise, die überhaupt keine Vorbereitungen erfordert
– wenn man lieber gar nichts isst, statt selbst zu kochen
– wenn man am Ende des Tages ein Fertiggericht kauft

Außerdem hat Bourbeau die passenden Überzeugungen dazu aufgelistet:
Prinzip / Gewohnheit = Ich lasse mich von meinen Annahmen kontrollieren und manipulieren. Lasse mich von den Kategorien “richtig” und “falsch” leiten.
Naschsucht = Mein Glück hängt vom Glück anderer ab. Das erzeugt ein Gefühl von Mangel, den ich mit essen ausgleiche. Man solle dabei den anderen erlauben, ihre Entscheidungen zu treffen.
Belohnung = typisch für Perfektionisten, alles muss außergewöhnlich sein.
Faulheit = ich glaube nicht an meinen Wert, höre nicht auf meine Bedürfnisse

Vielleicht bringt es ja etwas jemandem. Soll ja nicht so rüber kommen, dass Resh und Tribole die einzigen sind, die was von intuitivem Essen halten. Ich bin immer dafür, dass man verschiedene Quellen nutzt.

Ach so, und das ist das Buch, wo ich dieses Ernährungsprotokoll kennen gelernt habe.


Kennt das jemand? Hat das jemand auch gelesen? Wenn ja, wie fandet ihr es?

4 Kommentare:

  1. klingt sehr spannend, werde mir das Buch mal im Internet angucken! Danke!

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    1. Liebe Mirjam,

      ich finde das Buch wie alle Bücher von Bourbeau liest sich nicht gerade einfach. Ich habe es mir nur geholt, weil ich das Symptome-Buch von ihr so toll finde.

      Das einzige, was ich da raus geholt habe, war wirklich das Ernährungsprotokoll und das kriegt man eh im Internet frei zum Download. Einfach Ernährungsprotokoll Bourbeau googlen.

      Oder mich anmailen, ich schicke es dir gerne als PDF )))

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    2. Danke! Habs mir angeguckt. Ist sehr interessant. Würde aber kein Protokoll oder sowas mehr führen wollen..ist für mich wieder eine Art Druck oder Kontrolle. ich wills einfach so lernen zu spüren was ich gerade will bzw. was mein Körper braucht oder eben nicht.

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    3. Liebe Mirjam,

      nein, mit Druck oder Kontrolle hat es für mich nix zu tun. Es ist Beobachten. Ich möchte wissen, wo es mit dem IE schon gut klappt und wo nicht. Wo esse ich noch nicht intuitiv und warum?

      Ich bin nun seit Anfang 2014 bei IE und es klappt auch ganz gut, aber ich muss wissen, wo die Baustellen sind. Und ja, ich mag auch keine Ernährungstagebücher, aber dieses ist nur für eine Woche

      Und es ist eine Herausforderung ehrlich aufzuschreiben, was man isst. Sich also nicht dazu verleiten zu lassen etwas anders zu essen, weil man das Protokoll gerade führt.

      Beispiel: Ich würde eigentlich eine Waffel essen, merke aber, dass ich eigentlich keinen Hunger habe und es aus purer Naschsucht wäre. Hier die Waffel zu essen und das Häckchen bei den entsprechenden Kästchen zu machen ist nicht leicht, aber ich möchte die Ergebnisse nicht verfälschen.

      Ich will wissen, welche Gründe es sind und dann an Ihnen arbeiten.

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