Donnerstag, 2. Juli 2015

Chips und Würze des Lebens

Ich knabbere gerade Chips, Stappelchips auch noch. Die normalen Chips sind frittierte Kartoffelscheiben. Die da sind aus Gottweißwas zusammen gemischt. So lieber Orthorexe in mir, du hast genug gesagt, lass mal die anderen zu Wort, ja?

Würze. Das war das Stichwort. Als es so in meinem Mund explodierte, dachte ich, genau das fehlt mir gerade. Wir haben gestern zwei Packungen gekauft, eine mit Salz und eine mit Paprika. Die mit Salz haben nicht geschmeckt, zu fade, zu geschmacksneutral. Moment mal, ich hol mir schnell noch ein paar Chips.

Bin wieder zurück und was habe ich gegessen? Eine halbe Grapefruit, die weckt und erfrischt. Das ist es! Ich habe keine Chips gebraucht, sondern diesen Kick. Ich war niedergeschlagen und bevor ich in eine echte Depression verfalle, da esse ich lieber was. Lieber Körper, ich bin dir so dankbar, dass du so handelst. Übergewicht ist bei weitem nicht so schlimm wie Burnout oder Depression.

Ich sehe nun diesen Zusammenhang so deutlich. Ich bin verstimmt, mir geht es mies, bin verletzt, alles ist doof und da ist eine Lösung zum Greifen nahe. Iss was, gönn dir was. Schaffe schnelle Abhilfe. Bau eine Illusion auf, dass du für dich sorgst, dass du was bewegen kannst. Du kannst was verändern. Ganz schnell und einfach. Chips rein, so würzig, dass der Körper einen Hinterntritt bekommt und sofort auf 180 ist. Hey, es geht was ab! Es ist nicht mehr so langweilig und die Würze die übertönt jeden Schmerz. Wenn du isst, dann fühlst du nur noch Wonne.

Eben nur solange du isst. Danach würden bei mir normalerweise Schuldgefühle kommen. Und Scham. Wie kannst du nur? So was Ungesundes! Und überhaupt, hast du null Willenskraft? Nun, bin ich sanftmütiger zu mir und sage: Gerade eben hast du nicht anders handeln können. Vielleicht klappt es ja das nächste Mal.

Und habe ich noch Lust auf Chips? Nee, die Grapefruit hat die Geschmacksknospen aufgeweckt, ihnen gezeigt, wo der Pfeffer wächst. Der Körper ist zufrieden, die Seele dank dem Schreiben auch.

Schreiben als Therapie wirkt bei mir also auch. Aha, noch eine Entdeckung.

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