Samstag, 25. Juli 2015

Dauerkauer-Challenge

Tag 4 meiner Dauerkauer-Challenge, die ich bei Human-Trust gestartet habe, neue Erkenntnisse.

Ich bin ziemlich spät aufgestanden (8 Uhr ist für mich wie für manch einen 11 Uhr))), habe mir einen Apfel aus dem Garten geholt und meine Zähne sofort rein gehauen. Hier entstand die erste Erkenntnis. Normalerweise mag ich knackige Äpfel, unsere sind eher weich. Es fiel mir schwer sie lange zu kauen. Ich vermute, mein Unbewusstes hat mich auf knackige Äpfel orientiert, weil es einfacher ist diese lange zu kauen.



Kirschen, ich liebe sie. Dieses süsse Fruchtfleisch, dieser saftige Genuss, diese pralle Schale. Habe erst automatisch eine gegessen und gemerkt, dass sie innerhalb von Sekunden zur Speiseröhre geschoben wurde. Eins - aufbeißen, zwei - Kern - raus pulen, drei - mit den Backenzähnen zermantschen, vier - schlucken. Als ich jede Kirsche 13 Mal gekaut habe, fiel mir auf, dass die Schale ganz anders als das Fruchtfleisch schmeckt. Und es auch Freude macht diesen Geschmack zu erfahren.

Ein kleines Stück von einem Brötchen habe ich auch gegessen und da kam wieder eine Erkenntnis. Ich mag knusprige Brötchen, weil man sie einfacher kauen kann. Brötchen von gestern muss man mindestens 20 Mal kauen, bis es breiig ist. Da wird mir aber erst klar, was ich meinem Magen bisher angetan habe. Was der für Brocken verdauen musste.
Eine Viertelstunde später kam der echte Hunger. Eine hauchfeine Scheibe Schinken habe ich tatsächlich 13 Mal gekaut und dabei fest gestellt, dass es doch sehr salzig ist und es sich völlig anders anfühlt, wenn man sie länger kaut. Ein halbes Gummibrötchen mit etwas Butter und drei Scheiben vom selben Schinken haben ihre fünf Minuten gebraucht, bis sie fertig waren. Und das nur, weil ich nicht jeden Bissen gründlichst kauen wollte.

Das liegt daran, dass ich jahrelang Vegetarier war und Fleischwaren für mich immer noch etwas "Verbotenes" sind. Es ist immer noch so eine Feldwebelin im Spiel. Wenn sie döst, schnappe ich mir die verbotene Frucht und dann aber schnell-schnell, sie könnte ja wach werden. Wobei ich manchmal das Gefühl habe, dass ich diese Feldwebelin fessele und knebele und in eine Putzkammer schmeiße, nur um meine weissen Semmeln und meine Schokolade essen zu können. Aber sie schafft es jedes Mal sich zu befreien und bestraft mich mit Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen. Ob ich mit der wohl irgendwann komplett Frieden schliessen könnte?

Da wären wir wieder beim Frieden mit dem Essen und Frieden mit dem Körper und intuitivem Verhalten. Wer weiss, welche Stoffe aus dem Schinken mein Körper gerade gebraucht hat? Oder vielleicht hat er auch gar nix gebraucht und nur die verbotene Frucht gewollt...

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