Mittwoch, 21. September 2016

Die vier Quadranten von Ken Wilber bei Essstörung

Ich fand die vier Quadranten von Ken Wilber sehr spannend. Das war in der Opus-Lektion im Human Trust letzte Woche drin. Da geht es darum, dass man jedes Problem aus vier verschiedenen Sichtweisen betrachten sollte. Aus der Ich-Perspektive (was ich dazu denke, fühle, beitrage etc.), aus der Wir-Perspektive (was wir dazu denken, wie jeder von uns das so erlebt), aus der Es-Perspektive (die Probleme, die einfach da sind) und aus der System-Perspektive (Abläufe, Regeln usw. im System).


Da hab ich sofort an meine Ernährung gedacht. Das ist der Schlüssel! Ich habe immer die Ich-Perspektive ergriffen. Ich will mich so und so ernähren, ich möchte das. Ich glaube, dass es gut wäre. Und die anderen Sichtweisen sehr gut verdrängt.

Ich habe ja auch eine Beziehung zu dem Essen. Es gibt durchaus ein Wir. Ich erlebe meine Beziehung zum Essen als eher frustrierend. Entweder verbiete ich mir was oder ich kann nicht widerstehen und fühle mich dann als Versager, weil ich es getan habe. Ich esse weil mir langweilig ist oder weil ich müde bin, um mich abzulenken oder etwas hinaus zu schieben, weil es einfach lecker riecht oder durftet und einfach aus unerklärlichem Frust. Bin ich wütend oder traurig? Egal! Iss einen Keks, dann spürst du es sowieso nicht mehr.

Das war mir ja noch so halbwegs bewusst, es schwamm irgendwo im Unterbewusstsein etwas näher an die Oberfläche herum. Aber das mit dem Es und dem System, das habe ich immer erfolgreich verdrängt. Es schmeckt nun mal gut. Zucker hebt nun mal die Stimmung. Das ist eine Tatsache, von der ich nicht weg laufen kann. Und wenn ich mir Vorwürfe mache, dass ich was Süßes gegessen habe, dann ist es doch irgendwie dumm. Denn ich habe ja nur die einfachste Lösung gewählt. Ich habe einen leicht verfügbaren Stimmungsaufheller genommen.

Und Kohlenhydrate in größeren Mengen machen nun mal träge und müde. Es ist die leichteste Variante sich selbst zu beruhigen, einzuschläfern, in einen Dämmerzustand zu gleiten. Ich rechtfertige mich nicht, ich sehe nun einfach, dass diese Tatsachen sehr viel Einfluss es auf mich haben.

Ich tue mich bisher nur etwas schwer zwischen dem Es und dem System zu unterscheiden. Dass in unserer Gesellschaft eine Brotzeit ein belegtes Brot ist (und nicht immer der gesündere Apfel) - ist das vom System oder vom Es? Dass man als veganer Rohköstler automatisch als merkwürdig abgestempelt wird - System? Dass es uns anerzogen wird zu bestimmten Zeiten zu essen?

Es arbeitet nun in mir, ich spüre, wie sich meine Einstellung zu meiner Essstörung ändert. Wie ich mehr Verständnis für mich und für die Situation bekomme. Und endlich fange ich an mich nicht so zu fühlen, als ob ich etwas nicht in den Griff kriege, weil ich nicht genug Disziplin hätte...

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